Mein erster Schultag

1.6.20

Mein erster Schultag

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Um etwas Durchblick zu erhalten werde ich in der ersten Woche nur passiv am Unterrichtsgeschehen teilnehmen und damit meine ersten Mathe- und Franz-ösischstunden haben, in die ich gerne gehe. Vorgestellt wurde ich vor den Klassen mit den Worten „Er ist ein vollwertiger Lehrer, wie wir anderen auch, begegnet ihm mit Respekt“. Na gut, dann bin ich eben ein vollwertiger Lehrer und das ohne jegliche Ausbildung oder Vorbereitung. Wie sehr ich heute noch Lehrer werden würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In den ersten Stunden habe ich einen jungen Lehrer im Fach Sozialkunde begleitet. Es ist mit Sicherheit nicht jeder Lehrer gleich, aber sein Unterricht hat mich überrascht und begeistert. Er war sehr lebendig und es wurde die ganze Zeit gelacht. Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern war unerwartet locker. Dennoch gab es einige Dinge, die ich so aus Deutschland nicht kannte: aufstehen beim Reden, rhythmisches Klatschen der Schüler bei richtigen Antworten, gemein-sames Nachsprechen des Lehrers, aber auch Steh- oder Kniestrafen. Eine Schulstunde dauert in Ghana eine Stunde und zwanzig Minuten. In der dritten Stunde wurde ich in ein anderes Klassenzimmer geschickt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gemerkt habe, dass es kein Spaß war, dass ich nun selbst unterrichten soll und kein anderer Lehrer mehr kommen wird. Da stand ich völlig unvorbereitet vor 47 Schülern (6.Klasse) mit der Erfahrung von zwei Unterrichts-stunden als passiver Beobachter und sollte nun selbst eine Unterrichtsstunde aus dem Ärmel schütteln.

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Am Anfang lief es überraschend gut. Alle haben sich interessiert beteiligt. Wie zu erwarten hielt dies nicht über die gesamte Zeit an, schließlich wird eine große Klasse im Normalfall in zwei kleinere Klassen unterteilt. Es gab jedoch viele Schüler, denen man wirklich angemerkt hat, dass sie etwas lernen möchten und die bis zum Schluss begeistert mitgearbeitet haben. Mich hat besonders beein-druckt, wie sie die anderen immer wieder zur Ruhe und Mitarbeit aufgefordert haben.

In der Folge musste ich mich mit Fragen beschäftigen, in welches Heft sie das denn nun schreiben sollen oder ob es schlimm sei den „falschen“ Stift zu benutzen. Dabei habe ich das alles selbst noch überhaupt nicht durchschaut.

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Ab morgen wird der Sohn des Rektors mich in den Unterricht begleiten, um für Ruhe zu sorgen und um meine schulspezifischen Fragen zu beantworten. Dann bin ich nicht nur ein „vollwertiger  Lehrer“, sondern sogar einer mit eigenem Assistenten.